Sonntag, 11. Juli 2021

Nächstenliebe




Da werden alte Mensen abgeschoben in Heime und kaum jemand besucht sie. Auch nicht mehr die Verwandten. Keine Zeit. Mit Alten oder Sterbenden umzugehen ist nicht lebendig genug, keine Action.

In vielen Ländern leben die Alten noch in Großfamilien. Aber auch dort gibt es „Zivilisation“ und Großstädte mit Wohnsilos.




Ich habe es selbst bei meinen Eltern erlebt, die immer große Familienfeste feierten. Als Alte hatten sie kaum Besuche. Ausser von ihrem jüngsten Sohn, der immer das schwarze Schaf der Familie war. Zum Glück war ich in den letzten Stunden bei ihnen. Unvergesslich.

Wir beklagen uns, wenn die Alten manchmal "schwierig" sind. Als Kinder, vor allen in der Pubertät, waren wir für unsere Elter jahrelang schwierig. Klaglos.


Wenn ein Freund erfährt, das er unheilbar krank ist, sendet man ihm über Facebook „Gute Besserung“, „Traurig, traurig“ und entsprechende Emojis. Erledigt! 

Ich sah, wie dankbar er war, wenn ich zweimal wöchentlich mit ihm Schach, Kniffel, Backgammon, Mühle oder Sechsundsechzig spielte. 





Warum benehmen wir „Mitmenschen“ uns wie „Unmenschen“, geben keine Nähe, keine Warmherzigkeit, kein Mitgefühl, was natürlich auch Zeit bedeutet? 


Wir verbringen viel Zeit voller Ergriffenheit vor Katzenvideos und Berichten über gequälte Tiere. Statt Menschlichkeit Tierlichkeit? Und alle Religionsgründer würden angesichts dessen, was man aus ihren Lehren und Werten gemacht hat, ihre Friedfertigkeit verlieren….








Manfred Spies, 26.6.2021

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