Samstag, 31. Juli 2021

Der Sturm


Ein Sturm



So viele Wellen schlagen den Stein.

So viele Sonnen blenden den Blick.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viele Steine auf den Schultern der Männer.

So viele Tränen in den Augen der Mütter.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viele Worte sind gesprochen.

So viele Verse sind erdichtet,

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viel Gestammel ist verstummt.

So viel rasende Rhythmen getanzt.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viele Hunde bellen nachts.

So viele Kinder bis zum Morgen schreien.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viele Lider bleiben geschlossen.

So viele Stimmen sterben in Angst.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viele Winde verwehen die Schreie.

So viele Regen verwaschen die Bilder.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viele Folterer stehen stramm.

So viele Tote starren dich an.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


So viele Blätter weht der Wind-.

So viel Sand in meinen Schuhen.

Es kommt ein Sturm, ein Sturm.


© manfred spies 1972






Sonntag, 11. Juli 2021

Nächstenliebe




Da werden alte Mensen abgeschoben in Heime und kaum jemand besucht sie. Auch nicht mehr die Verwandten. Keine Zeit. Mit Alten oder Sterbenden umzugehen ist nicht lebendig genug, keine Action.

In vielen Ländern leben die Alten noch in Großfamilien. Aber auch dort gibt es „Zivilisation“ und Großstädte mit Wohnsilos.




Ich habe es selbst bei meinen Eltern erlebt, die immer große Familienfeste feierten. Als Alte hatten sie kaum Besuche. Ausser von ihrem jüngsten Sohn, der immer das schwarze Schaf der Familie war. Zum Glück war ich in den letzten Stunden bei ihnen. Unvergesslich.

Wir beklagen uns, wenn die Alten manchmal "schwierig" sind. Als Kinder, vor allen in der Pubertät, waren wir für unsere Elter jahrelang schwierig. Klaglos.


Wenn ein Freund erfährt, das er unheilbar krank ist, sendet man ihm über Facebook „Gute Besserung“, „Traurig, traurig“ und entsprechende Emojis. Erledigt! 

Ich sah, wie dankbar er war, wenn ich zweimal wöchentlich mit ihm Schach, Kniffel, Backgammon, Mühle oder Sechsundsechzig spielte. 





Warum benehmen wir „Mitmenschen“ uns wie „Unmenschen“, geben keine Nähe, keine Warmherzigkeit, kein Mitgefühl, was natürlich auch Zeit bedeutet? 


Wir verbringen viel Zeit voller Ergriffenheit vor Katzenvideos und Berichten über gequälte Tiere. Statt Menschlichkeit Tierlichkeit? Und alle Religionsgründer würden angesichts dessen, was man aus ihren Lehren und Werten gemacht hat, ihre Friedfertigkeit verlieren….








Manfred Spies, 26.6.2021

Brief an Markus Lanz: Toxisches Wegducken

Sehr geehrter Herr Lanz, zwar bin ich nach Thailand mit meiner Frau ausgewandert, aber ich sehe seit vielen Jahren regelmäßig Ihre Talk-Send...